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Definition Kriminalistik
Unter dem
Begriff der
Kriminalistik versteht man die Wissenschaft von den strategischen,
taktischen und technischen Mitteln und Methoden zur Aufdeckung,
Untersuchung (Aufklärung) und Verhütung von
Straftaten.
Gegenstand sind Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungen
des
Entstehens von Informationen bei der Begehung von Straftaten sowie die
Methoden ihres Auffindens, Sicherns und Bewertens für
Ermittlungs-
und Beweiszwecke.
Aus der Geschichte kennen wir noch weitere
Definitionsansätze. Hier ein paar Beispiele:
Liszt -
Kriminalistik (1899):
Kriminalistik
ist "die Summe von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten, die der
kriminalistische Praktiker braucht".
Tenner -
Kriminalistik (1930):
"Letztere
(die
Kriminalistik) ist die Wissenschaft und Lehre von der Art der Begehung
der Straftaten und von den Mitteln und Wegen zu ihrer
Verhütung,
Entdeckung, Feststellung und Aufklärung."
Julier -
Kriminalistik (1935):
"Die
Kriminalistik
umfaßt [...] die Lehre und Erfahrung, wie Verbrechen begangen
werden (Verbrechertaktik), wie sie zu verhüten und
aufzuklären sind (präventive und repressive
Kriminaltaktik)"
Teilgebiete der Kriminalistik
Die Kriminalistik folgende Teilgebiete:
1.
Kriminaltaktik
Lehre von den allgemeinen kriminalistischen Methoden und Mitteln sowie
deren Anwendung mit dem Ziel der effektiven
Verbrechensbekämpfung
- Aufdeckung,
- Aufklärung und
- Verhütung von Straftaten
2.
Kriminaltechnik
Gesamtheit der naturwissenschaftlichen und
technischen Mittel und Methoden zur Suche, Sicherung, und Untersuchung
von Spuren und Sachbeweisen.
Ziel:
- Gewinnung / Erschließung von
naturwissenschaftlich-technischen Informationen, die für das
Strafverfahren von Bedeutung sind,
- Begutachtung bzw. Beantwortung von
Fragestellungen
mit an Sicherheit grenzender oder mit hinreichend hoher
Wahrscheinlichkeit
Aufgaben:
- Identifizierung von Personen,
Spurenverursachern, Sachen und Substanzen
- Rekonstruktion von Tatabläufen
- Experimente zur
Möglichkeit/Unmöglichkeit eines bestimmten Geschehens
- Dokumentation von komplexen Tatorten
- operative Auswertung /
Sachverständigengutachten zu Spuren
- technische Prävention
Teilgebiete der Kriminaltechnik
- Daktyloskopie (Fingerabdruck-,
Handflächenabdruck und Fußsohlenabdruckspuren)
- Signalementslehre (Personenidentifizierung,
Erkennungsdienst)
- Trassologie (Werkzeug- und Formspuren)
- forensische Biologie (Serologie/Zytologie bzw.
DNA; Haare, Textilfasern)
- krim. Fotografie
- Ballistik (Identifizierung von Waffen und
Munition, Schusswirkung und Identifizierung des Schützen)
- Handschriftenuntersuchung
- Dokumentenuntersuchung
- forensische Chemie (anorganische Chemie,
organische Chemie, Toxikologie)
- krim. Akustik (Sprecheridentifizierung und
-diagnostik, Tonaufzeichnungen)
- Präventionstechnik
3. Allgemeine
Theorie und Methodologie
Gesamtheit der von der Kriminalistik selbst entwickelten oder
von
anderen Wissenschaften übernommenen allgemeinen Theorien und
Methoden, wie
- Erkenntnistheorie
- Widerspiegelungstheorie (objektive und
subjektive Widerspiegelung)
- Identifizierungstheorie
- Expertisentheorie
- Verdachtslehre
- Beweislehre
- Versionsbildung
- Latenzforschung
4. Spezielle
Kriminalistik
zusammengefasstes Methodensystem zur Bearbeitung
(1) einzelner Deliktsgruppen:
- Tötungsdelikte
- Raubstraftaten
- Sexualdelikte
- organisierte Kriminalität (OK) (BtmK,
„Rotlicht“-Kriminalität,
Wirtschaftskriminalität)
- Terrorismusbekämpfung
- Brand- und Umweltdelikte
(2) oder bestimmter Tätergruppen
- Jugendkriminalität
- Bandenkriminalität
- Extremismus
Weitere Informationen zu den Teilgebieten der Kriminalistik finden Sie
im Zusammenhang mit den Ausführungen zum System der
Kriminalwissenschaften.
In der Literatur werden weiterhin genannt:
Kriminalstrategie
Organisation der Verbrechensbekämpfung, die sinnvolle
Aufgabenverteilung und das koordinierte Zusammenwirken der
polizeilichen Kräfte
Kriminallogistik
Planung und Bereitstellung von Führungs- und Einsatzmitteln
für die Kriminalitätsbekämpfung durch die
Polizei
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Mit Blick auf die
Bedeutung
kriminalistischer Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten
möchte ich mich folgender Aussage aus dem Vorwort der Autoren
zum
"Handbuch der Kriminalistik", Ackermann/Clages/Roll, Boorberg, 2003
anschließen:
"Bedauerlicherweise
leidet die Kriminalistik im polizeilichen Denken fortschreitend unter
der fatalen Vorstellung, jedes Tätigwerden bei der
Straftatenbekämpfung als schlichtes polizeiliches Handeln
verstehen zu wollen, das auch von jedem Polizeivollzugsbediensteten
ohne weiteres beherrschbar sei.
Die
Verfasser legen Wert
auf die Feststellung, dass die kriminalpolizeiliche Vorgangsbearbeitung
neben den eingriffsrechtlich gesicherten Einsatz die Anwendung
spezieller kriminalistischer Methoden, die Kenntnis über
deliktspezische Begehungsweisen und über typisches
Täterhandeln und kriminalistisches Erfahnrungswissen verlangt.
Diese Feststellung hat keineswegs nur Gültigkeit für
die
Kriminalpolizei, sondern auch gleichermaßen für die
Schutzpolizei."
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Zm
Stellenwert der Kriminalistik
Abhandlung
von Von Rolf Ackermann, Christian Koristka, Rainer Leonhardt, Reingard
Nisse, Ingo Wirth
1.
Kriminalistik
als Wissenschaft im System der Kriminalwissenschaften
Von Rolf Ackermann, Christian Koristka,Rainer Leonhardt, Reingard
Nisse, Ingo Wirth
„Es
steht nicht gut mit der Kriminalistik“, diese Feststellung
traf die
KRIMINALISTIK schon 1997 anlässlich einer
Veröffentlichung von Schmelz1 zur Problematisierung
der Kriminalistik im System der Kriminalwissenschaften. Seitdem
hat sich der Stellenwert der Kriminalistik in der Polizei und
hier insbesondere in der polizeilichen Fachhochschulausbildung eher
negativ entwickelt. Es bestehen Tendenzen, die Kriminalistik mit
der Einsatzlehre zu einer
sogenannten
operativen Handlungslehre zu verschmelzen. In diesem Zusammenhang ist aus der
Polizei zu hören, dass die Gesamtheit polizeilichen
Handelns sowieso Einsatzhandeln sei und sich deshalb eine
eigenständige Kriminalistik erübrige.
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2. Stellung der
Kriminalstrategie zur Kriminalistik
Allgemeine Theorie und Methodologie der Kriminalistik
Von Rolf Ackermann, Christian Koristka, Rainer Leonhardt, Reingard
Nisse und Ingo Wirth
Nachdem im
ersten Teil dieses Aufsatzes (Heft 9/00, S. 595 ff.) System und
Wissenschaftskriterien der Kriminalistik und deren Einordnung in das System der
Wissenschaften dargestellt wurden, folgt in diesem Teil eine
Betrachtung zur Stellung der Kriminalstrategie in ihrem Verhältnis zur
Kriminalistik. Im Rahmen des Kapitels „Allgemeine
Kriminalistik“ werden sodann deren Allgemeine Theorie und Methologie
abgehandelt.
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3. Geschichte
der Kriminalistik, Kriminaltaktik und Kriminaltechnik
Von Rolf Ackermann, Christian Koristka, Rainer Leonhardt, Reingard
Nisse und Ingo Wirth
Auf der
Suche nach den Fakten, die die Kriminalistik zu einer Wissenschaft machen, und ihrer
Stellung im Gesamtsystem der Kriminalwissenschaften, geht es
in diesem dritten Teil vor allem um die kriminalistischen
Teilgebiete Kriminaltaktik (Operative Kriminalistik) und
Kriminaltechnik (Naturwissenschaftlich-technische Kriminalistik). Die Methoden,
die Gegenstand der Kriminaltaktik sind, werden vorgestellt und die
Besonderheiten naturwissenschaftlich- technischer Untersuchungen in
der Kriminalistik erörtert.
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4. Psychologisch-soziologische
und spezielle Kriminalistik
Von Rolf Ackermann, Christian Koristka, Rainer Leonhard, Reingard Nisse
und Ingo Wirth
Bei der
Analyse der Struktur der Kriminalistik und der Präsentation jener Fakten, die Kriminalistik
zu einer eigenständigen Wissenschaft machen, geht es in diesem
letzten Teil der in Heft 9/00 begonnenen Serie
zunächst um die psychologischen und soziologischen Aspekte der kriminalistischen
Ermittlungs- und Forschungstätigkeit und abschließend um
die spezielle kriminalistische Ermittlungsmethodik.
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